Sammelpost wegen "kein Internet" :-(
06.04.2017
Besichtigung von Holguin und Nationalpark La Mensura
Wir lernen
die Mitreisenden und unsere Reiseführerin kennen. Sie heißt Yamilet Rodriguez
Sainz de la Torre, aber wir sollen sie Yami rufen. Sie meint, es wäre sonst zu
kompliziert. Außerdem sieht sie uns für die nächsten 3 Wochen als Familie und
bittet alle, sich zu duzen. Guter Plan, Yami :-) Die Leute sind alle recht
entspannt und ich denke das passt gut für 3 Wochen.
Einen
besonderen Draht haben wir zu Britta und Koste, 2 IT-Berater aus Bielefeld.
Schau an, so ein Zufall. Gerade Koste arbeitet in einem Bereich, der in Simones
Arbeit reicht und es gibt einiges zu besprechen ;-) Aber auch Britta als
SAP-Beraterin kann da mitreden. Und von SAP haben wir auch schon mal was gehört ;-)
Zunächst
besichtigen wir die Stadt Holguin in Osten Kubas. Ja, nichts Besonderes, warm
up eben. Und wir haben ja nicht wirklich viel gesehen. Nichts für ungut, Yami.
Die Straßen
sind schlecht, aber da wussten wir noch nicht, dass das erst der Anfang sein sollte.
Anschließend
machten wir uns mit unserem Bus auf den Weg nach La Mensura, einem
Nationalpark. Keine Straßen mehr. Nur noch Schotterpisten. Schlimmer als in
Namibia. Und das über mehrere Stunden. Das ist schon nervig. Ich für
meinen Teil war gut durchgerüttelt.
Das Hotel
liegt weit ab in den Bergen und ist eine riesige Anlage. Die Zimmer sind große
Holzhäuser, d.h. jeder hat sein eigenes Häuschen.
Es gibt
einen Pool, ein Basketball-Feld, einen Tennisplatz und einen riesigen Park. Auf
dem Gelände befinden sich mehrere Pfaue, Hühner und Pferde. Wir sind mit
unserer Gruppe ein wenig verloren, aber dafür ist es natürlich ruhig.
An der Bar
gibt es Bier, Pinha Colada, Mojito und Cuba Libre. In der Reihenfolge :-)
Aber kein
Internet. Cuba real.
Das Essen
ist übersichtlich, aber gut. Es gibt Hühnchen, Reis, schwarze Bohnen, Tomaten,
Kohl und Ananas.
Der Urlaub
beginnt. Cuba real. Ach so: Die Reise des Anbieters Aventura heißt "Cuba
real XL". Und wie real das alles ist, also wie echt, werden wir später
noch erleben ;-) Ich freue mich auf jeden Fall auf viel Spaß, nette und witzige
Gespräche, viel Natur und nette Kubaner.
07.04. La
Mensura
Die Nacht
war kühl, sehr kühl. Man merkt, dass man in den Bergen ist. Auf der einen Seite
sehr angenehm nach der Schwüle des Tages, aber auf der anderen Seite blöd, wenn
man nachts friert.
Ein dünnes
Laken ist dann etwas wenig.
Beim
Frühstück im Gespräch mit den anderen merke ich mal wieder, wie ich
konditioniert bin: Die Deko "Fantasie-Tiere" auf dem Bett waren keine
Handtücher, wie ich es aus anderen Hotels sonst kenne, sondern die vermissten
Wolldecken :-) Naja, es gibt ja noch eine zweite Nacht …
Morgens
besuchen wir den Wasserfall "Salto El Guyabo". Die Hitze ist groß.
Wir bekommen die einheimischen Pflanzen erklärt und ich denke "ich bin
kein Botaniker. Hauptsache alles gewaschen und mundgerecht geschnitten."
Auf dem
Rückweg Besuch auf einem typischen Bauernhof. Eine kleine Hütte für die ganze
Familie und eine kleine Parzelle Land, auf dem allerlei Gemüse und Obst
angebaut wird (Melonen, Tomaten, Zuckerrohr, eine birnenähnliche Frucht, deren
Namen ich mir nicht merken konnte, Bananen und einiges mehr): Alles irgendwie
in homöopathischen Mengen. Es reicht wohl gerade zum Leben.
Und die
Weißbrote, die aus dem Bus aussteigen, mit Fotoapparaten durch die Wohnung
marschieren, alles wie im Zoo begutachten, bringen ein kleines Zubrot. Das ist
auch Cuba real.
Wir sitzen
alle in der Hütte und bekommen leckeren Kaffee serviert. So ganz fühle ich mich nicht wohl, aber andere haben da weniger Probleme. Ist halt jeder anders.
Zurück im
Hotel bekommen wir eine Führung durch den umliegenden Park. Wir sehen einen
Kolibri, was schon irgendwie ein Highlight ist :-) Ein paar Mücken versuchen
uns auszusaugen.
Ein kurzer
warmer Regen und ein paar Mückenstiche später genießen wir den Rest des Tages
am Pool bzw. an der Bar, bis wir uns frisch machen und uns später zum
Abendessen treffen.
Der Abend
klingt dann wieder an der Bar aus. Nette Gespräche mit Koste und dann
irgendwann zurück in unsere Hütte im Wald.
Die Nacht
war klasse, super geschlafen. Wie ein Stein. Die Kühle der Berge und des Waldes
und die Wolldecke, das passt :-)
Das ist Cuba
real.
08.04. Cayo
Saetia und Baracoa
Am Morgen
werden wir durch das Geschrei der Pfaue und das Krähen mehrerer Hähne geweckt.
Vor unserer Hütte sitzen zwei Hasen und fressen Gras. Auf der Nachbarhütte
direkt vor meinem Fenster sitzt ein Pfau auf dem Dachfirst. Um die Ecke steht
ein Pferd.
Heute geht
es weiter im Osten der Insel Richtung Baracoa. Die Straßen sind katastrophal.
Geschätzt fahren wir mit 20 km/h. Schotterpisten mit großen Schlaglöchern.
Draußen ist es heiß. Drinnen brummt die Klimaanlage. Bloß nicht krank werden
denke ich mir.
Die
Zeitpläne erweisen sich als bedingt realistisch. Die Strecken sind schon groß
und ich frage mich, wie wir es in den Nordwesten bzw. bis nach Havanna schaffen
sollen. Es sind ja nur 3 Wochen …
Und
ringsherum sieht man noch die deutlichen Spuren, die der letzte Hurrikan
hinterlassen hat. Überall Verwüstung, umgeknickte Palmen und ein bisschen Chaos.
Die Armut der Menschen in ihren Hütten wird sehr deutlich.
Im
Nationalpark ein kurzer Aufenthalt mit einer kleinen Safari. Auf einem
umgebauten Armee-Transporter fahren wir ca. 45 Minuten durch die Fauna und
Flora. Hier gibt es ein paar Antilopen, Schweine und Wildpferde. Zebras
bekommen wir nicht zu sehen. Dafür bin ich aber von dem Transporter fasziniert.
Das Teil ächzt und stöhnt, aber geht gut durchs Gelände. Robuste Technik bei
der der Fahrer kräftig ins Lenkrad greifen muss. Ich denke das ist russische
Technik.
Danach haben
wir ein bisschen Zeit für uns am Strand. Tolle Brandung, aber mir ist das mit
der Sonne noch zu gefährlich. Außerdem habe ich mal wieder mein Borat-Kostüm
vergessen ;-)
Am
Nachmittag Fahrt nach Baracoa in unser nächste Hotel. Der Bus kann die steile
Einfahrt hoch zum Hotel Castillo, eine ehemalige Festung, nicht hochfahren. Wir
sind aber so spät, dass niemand mehr vom Hotel unsere Koffer den Berg hinauf
fahren kann. Aber Yami sagt "Wenn es in Kuba ein Problem gibt, dann löst
man es einfach. Kein Problem."
Auch wir
lösen unser Gepäck-Problem. Jeder schleppt seinen Koffer selber die steile
Auffahrt hinauf. Ein lustiger Anblick, wie alle schnaufen und stöhnen, während
sie ihre Koffer hochziehen. Da zahlt es sich mal wieder aus, dass das
Gepäcklimit bei Condor 20,-- kg ist und nicht mehr ;-)
Ach ja:
Meine Tasche hat keine Rollen. Macht nix, dafür ziehe ich den Koffer von Simone
noch zusätzlich, nachdem ich sehe, dass sie schon so ihre Mühe hat. Ich kann ja
auch mal nett sein, trotz Rücken. Andy das Muli :-)
Iiiiiiiiaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhh
Aber das ist
Cuba real.
Und runter
setze ich mich auf den Koffer und lasse mich einfach rollen.….
09.04.
Baracoa und Rio Toa
Vierter Tag
ohne Internet. Aber ich bin ja nicht süchtig. Ich halte das aus. Locker……….
Aber (hechel, hechel) das Hotel hat einen Hotspot und ich komme bis zum Captive
Portal. Aber wo bekomme ich die Zugangsdaten her? Der Rezeptionist klärt uns
auf. Einfach eine Karte mit Zugangsdaten kaufen, Passwort freirubbeln,
anmelden, fertig. Na dann gib mal in paar Karten rüber. Nee, er hat keine mehr.
Aber in der Stadt unten. OK. Ja, aber heute ist Sonntag. Arghhhhh.
In Baracoa,
das arg vom letzten Hurrikan gebeutelt ist, unternehmen wir eine kleine
Bootsfahrt. In meinem Kopf stehe ich auf dem Oberdeck, genieße einen Cuba Libre
und schaue lässig aus dem Schatten auf die mich umgebende Natur.
Kurz danach
sitze ich in der prallen Sonne mit Schwimmweste in einem wackeligen Ruderboot,
knapp über der Wasserlinie. Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie.
Am Anleger
ist ein Restaurant und ein paar schattige Plätze. Dort haben wir dann einen
kühlen Drink mit Rum genommen. Sehr lecker und sehr entspannt bei einer kleinen
Brise im Schatten. Ich wollte nicht mehr weg. Es war so schön.
Doch dann
gab es Mittagessen :-)
Anschließend
ein kurzer Spaziergang durch Baracoa direkt am Fuße unseres Hotels.
Und da gab
es sie dann, die von allen heiß ersehnten Internet-Zugänge. Ein Laden hat
geöffnet. Und eine kleine Warteschlange steht vor dem Schalter. Who's the last
one? Alles klar.
Unter
fachkundiger Anleitung von Yami haben sich alle mit Zugangskarten versorgt. 5
Stunden Internet für ca. 7 €.
Große
Diskussion unter den Mitreisenden, was man denn benötigt, wie es funktioniert
und alles Mögliche, um Kostenfallen zu vermeiden. Aber dafür haben Sie ja mich
;-)
Und dann
lerne ich meine Lektion bei Britta: Merke, Mobile Daten müssen auf dem iPhone
immer eingeschaltet sein. WLAN alleine reicht nicht. Ich habe diese
Wissenslücke bei mir geschlossen, aber noch nicht vollumfänglich verstanden.
Ich dachte immer, dass mobile Daten etwas mit der SIM-Karte zu tun haben, also
Daten über Mobilfunk. Aber es gibt ja auch iPads ohne SIM-Karte, nur mit WLAN.
Muss dann dort auch mobile Daten eingeschaltet werden? Warum ist ein WLAN
"mobile Daten"?
Muss ich mal
zu Hause nachlesen, wenn ich ausreichend Internetzugang habe.
Aber Dank
Britta hat es sich wieder bestätigt: Ich lerne jeden Tag dazu :-)
In Baracoa,
die Stadt in der es jeden Tag mindestens einmal regnet erfahren wir auch, warum
das so ist. Es gab einmal einen Mann in Baracoa, der sehr arm war und die
Bewohner um Trinkwasser gebeten hat. Aber niemand hat ihm Wasser gegeben. Da
hat er, und jetzt wird die Legende bei mir ungenau, entweder die Götter um
Wasser gebeten oder aber die Stadt verflucht. Auf jeden Fall ist das der Grund,
warum es hier immer mindestens einmal pro Tag regnet. Und nicht nur, dass es
eine Legende ist, auf dem zentralen Platz steht sogar eine Bronze-Skulptur zu
seinen Ehren.
Zurück im
Hotel erstmal einen Kaffee am Pool und versuchen, sich mit dem Internet zu
verbinden. Das war nicht so einfach, hat dann aber letztendlich doch geklappt.
Ist alt nicht Deutschland, ist Cuba real.
Und ich
konnte dann doch noch glänzen mit meinem Geheimtipp. Koste konnte sich trotz
aller möglichen Versuche nicht verbinden. Ich sage "schalte das iPhone mal
aus und wieder an". Hat geklappt :-) --> klappt meistens. Oder in
IT-Sprache: "Sollte gehen", Müsste gehen", "bei mir geht's
jetzt"
Abends waren
wir dann alle zusammen in einem Paladar (privates Restaurant) und haben lecker gegessen,
viel erzählt und viel gelacht.
Im Anschluss
dann noch in ein Casa de la Trova. Diese gibt es in Kuba überall und es handelt
sich um so eine Art Musik- und Tanz-Clubs. Das war sehr spaßig. So Live-Musik
ist dann halt doch wieder etwas anderes, als im Bus den ganzen Tag kubanische
Musik von CD zu hören.
Dazu einen
leckeren Mojito. Nur tanzen konnte ich leider nicht. Rücken. Dabei hätte ich
gerne meinen Hüftschwung gezeigt. Oder nicht? ;-)
Aber
irgendwann war es dann auch gut und wir sind dann noch auf einen Absacker an
die Poolbar. Super entspannt und witzig. Ich muss in Zukunft mal wieder öfter
lachen.
10.04. Über
Guantanamo nach Santiago de Cuba
Heute fahren
wir über die Provinz Guantanamo bis nach Santiago de Cuba.
Aber bevor
es losgeht, gibt es technische Probleme: Der Bus springt nicht an. Aber Kubaner
sind Künstler der Improvisation. Schnell steht eine Starterbatterie zur
Verfügung. Doch die Versuche scheitern zunächst kläglich. Ob es daran liegt,
dass die externe Batterie nur 12 Volt bei 75 Ah hat? Ich dachte immer LKW (und
dazu zähle ich den Bus auch) benötigen eine 24V Batterie. Na gut, ich habe ja
nicht Elektrotechnik studiert ;-)
Beni ist
nass geschwitzt vor Anstrengung und Yami wird ein wenig nervös.
Ich muss
schon ein wenig Schmunzeln, wie man das Starterkabel hier benutzt. Alle beiden
Enden haben nur blankes Kabel, keine Klemmen. Und da soll so viel Strom
fließen? Durch blankes dranhalten? Ich habe da so meine Zweifel. Und zumindest
werde ich insofern bestätigt, dass es nicht funktioniert. Der Starter ächzt,
aber schafft es nicht, den Diesel in Schwung zu bringen.
Die Männer
packen die Batterie ein und verschwinden. Das war's denke ich. Aber nach
wenigen Minuten kommen sie zurück mit einer neuen Batterie. Diese wird
eingebaut und Zack funktioniert es. Allerdings ist die Batterie nur ausgeliehen
und Beni muss diese demnächst wieder zurückbringen. Man hilft sich.
Beni ist
aber richtig klitsch nass geschwitzt und wir bitten darum, dass er sich erst
einmal ausruht, bis es losgeht. Aber Beni ist hart im Nehmen. Frisches Hemd und
los geht's. Cuba real, wenn es ein Problem gibt, dann wird es gelöst.
Unterwegs
kann man von einem Aussichtspunkt die Militär-Basis der Amerikaner sehen. Naja,
erahnen ist vielleicht das bessere Wort. 15 km sind schon weit für einen guten
Ausblick.
Natürlich
sind die Kubaner nicht glücklich darüber, dass es diese Basis gibt. Das ist ja
schon eine Besetzung eines Teiles ihres Landes. Aber was sollen sie tun? Ein
bisschen protestieren, aber mehr wohl auch nicht.
Kurzer Stopp
an der alten Festung El Morro, in der Bucht vor Santiago. Hier gibt es ein paar
Informationen zu Piraten und Korsaren, wobei leider alles nur in Spanisch zu
lesen ist, wie übrigens in allen Museen und Sehenswürdigkeiten, die wir bisher
gesehen haben. Vielleicht sollte ich doch mal einen Sprachkurs machen.
Am späten
Nachmittag wurden wir dann auf die verschiedenen Casas Particulares aufgeteilt.
Dabei handelt es sich um private Unterkünfte. Der Empfang der Gastgeber war
überaus herzlich und es gab ein paar leckere Häppchen und einen
Begrüßungscocktail. Auf die Frage, wer alles
Vitamin "R" in seinen Drink haben möchte gab es eine
einstimmige Antwort :-) Vitamin "R" ist Rum ;-)
Wir wurden
von Yami zusammen mit Britta und Koste eingeteilt. Das hat super gepasst. Da
hat Yami gut aufgepasst. Muchas Gracias.
Die
Unterkunft bei Felipe war wirklich gut. Allerdings so richtig mit
Familienanschluss war das nicht, weil Felipe selber dort nicht wohnt. Aber wir
hatten alles was wir brauchten und Felipe ist sehr freundlich.
Die
Eindrücke sind schwer zu beschreiben. Vielleicht trifft es unvergesslich ein
wenig. Wir hatten neben unserem Zimmer einen kleinen Balkon mit Blick auf die
Straße. Das war sehr interessant. Bei Smalltalk die Szenerie auf der Straße zu
beobachten.
Am Abend
ging es dann wieder in ein Paladar zum Essen. Insgesamt 4 deutsche
Touristengruppen, das Essen war eher so lala. Naja am Ende war keiner so
richtig begeistert. Kommt vor. Cuba real eben.
Diesmal
mangels Gelegenheit kein Absacker. Nur ein kurzer Plausch auf dem Balkon und
dann ab ins Bett. So ein Tag ist schon irgendwie lang ;-)
11.04.
Santiago de Cuba bei größter Hitze und Wolkenbruch
Nachts
wieder gut geschlafen. Nur über die mit einer einfachen Lüsterklemme
angeschlossenen Stromkabel am Duschkopf habe ich mir ein wenig Gedanken
gemacht. Da war doch was mit Strom und Wasser. Weiß nicht so genau, aber ich
glaube das passt nicht ;-) Aber gut: Cuba real und es sind ja nur 110 Volt.
Am Ende bin
ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich wohl um einen Durchlauferhitzer im
Duschkopf handeln muss.
Das
Frühstück mit Rührei, Kaffee und viel Obst war in Ordnung. Allerdings bin ich
kein großer Fan von Guave. Aber ich bin ja nicht zu Hause.
Die
Stadtbesichtigung war schwer zu ertragen bei 35°C im Schatten. Das hat mich
schon irgendwie geschlaucht.
Zuerst haben
wir den Friedhof "Santa Ifigenia" besucht, welcher 1937 zum
Nationaldenkmal erklärt wurde. Eine riesige parkähnliche Anlage, bei der fast
alle Grabstätten in weißem Marmor angelegt sind. Hier liegen unter anderem
Fidel Castro, José Marti (kubanischer Nationalheld aus den
Unabhängigkeits-Kriegen) und Compay Segundo (Musiker des Buena Vista Social
Club) begraben.
Alle 30
Minuten gibt es eine Wachablösung zu sehen. Und das in der brütenden Hitze.
Anschließend
zur Moncada Kaserne, die heute ein Museum ist. Hier ist der este Revolutionsversuch
blutig gescheitert. An der Außenwand sind noch die Einschusslöcher der
Angreifer zu sehen. Blöd war nur, dass ich starke Schmerzen hatte und es
ziemlich laut war, so dass ich mich öfters setzen musste und nicht alles
mitbekommen habe, was Yami erzählt hat. Selbststudium wegen mangelnder Spanisch
Kenntnisse war nicht möglich. Daher nur sehr rudimentär verstanden, was damals
genau passiert ist. Nur so viel: die Revolution ist aus einer Studentenbewegung
entstanden, an deren Spitze der Jurastudent Fidel Castro stand. Die ersten 2
Versuche Anfang der 1950er sind gescheitert, bis es 1959 dann geklappt hat.
Zuvor war allerdings der gehasste Diktator Batista ins Ausland geflohen. Ich
meine in die Dominikanische Republik. Ich denke, ich werde das zu Hause alles
mal im Detail nachlesen. Sehr spannend.
Danach ging
es in den Parque Céspedez, wo Fidel Castro 1959 vom Balkon des Rathauses den Sieg
der Revolution ausgerufen hat, bevor er ohne Gegenwehr nach Havanna eingezogen
ist. Die reguläre Armee hatte aufgrund der Flucht von Batista keinen Widerstand mehr geleistet.
Im Anschluss
daran noch das Haus von Diego Valezquez direkt neben dem Rathaus besichtigt.
Dies ist das älteste Haus Kubas und eines der ältesten Häuser Südamerikas.
Ehrlicherweise hat mich das nicht sonderlich interessiert. Halt ein altes Haus
mit allerlei Dingen aus aller Welt: Alte Schränke aus Holland, Stühle aus
Frankreich, Porzellan aus Meißen, gähn. Vielleicht erwähnenswert, dass der
Boden federnd gelagert ist, um möglichen Erdbeben zu trotzen.
Am
Nachmittag dann zurück in unser Casa Particular. Aber zuvor noch auf ein kühles
Bierchen dort wo die beiden Schweizer Beatrice und Elisabeth untergebracht
sind. Danach erst mal geduscht und dann kurz aufs Bett gelegt. Klimaanlage
kühlt uns ein wenig runter. Entspannt.
Und dann
ging es los: Regen, aber vom feinsten. Wie aus dem nichts. Da kam aber auch
alles runter. "Raining Cats and dogs" ist eine absolute
Untertreibung. Ich hatte kurz die Befürchtung, dass die Stadt absäuft.
An einigen
Strommasten in unserer Straße haben die Funken nur so gesprüht. Und kurz danach
war der Strom weg.
Das Gute
daran war aber, dass die Temperatur auf erträgliche 25°C abgekühlt ist.
Am Abend
dann wieder alle gemeinsam ins Paladar "Tropical". Ich sage nur
"sensationell". Unfassbarer Standard. Wie fast überall in einem
schmalen Haus im 2. Stock. Super freundlich und sehr aufmerksam im Service.
Damen wurde zuerst bedient, serviert wurde nach guter alter Schule von rechts.
Es fehlte an nichts. Gemüsesuppe mit Einlage der Vorspeise, Salat und Fisch als
Hauptspeise und ein Schoko-Dessert zum Dahinschmelzen. Nicht nur optisch
raffiniert, sondern auch super lecker.
Dazu wurde
Musik gespielt (wie übrigens überall). Diesmal eine Violine mit Begleitgittare.
Das war großes Kino.
Obwohl ich
grundsätzlich keine Musik zum Essen mag, denn es ist einfach zu laut und man
kann sich kaum unterhalten.
Aber hier
war ich echt begeistert, wie übrigens alle.
Anschließend
ging es in Santiago de Cuba in ein Casa de la Trova. Wir hatten Karten für
22.00 Uhr. Dieses mal eine reine Frauen-Band. Der Funken wollte allerdings
nicht so recht überspringen. Nicht mal Ingrid und Gert wollten tanzen.
Kurz vor
Mitternacht waren wir dann zurück und Koste und ich haben auf dem Balkon noch
bis 01.30 Uhr gequatscht. Was für ein geiler Tag am Ende :-)
Aber die
Nacht wird kurz. 06.45 klingelt der Wecker. Cuba real XL eben ;-)
12.04. El
Cobre - Bayamo und Camagüey, Provinz Granma
Heute
laaaaange Fahrt mit dem Bus.
Zuerst
Wallfahrtskirche Basilica del Cobre für die Schutzpatronin Kubas "Virgen
de la Caridad del Cobre" (Cobre = Kupfer). Von Papst Benedikt XV 1916 zur
Schutzpatronin erklärt.
Hier haben
unter anderem viele erfolgreiche kubanische Sportler Devotionalien und
Medaillen aus Dankbarkeit hinterlegt (Trikots, Baseball Bälle, Baseball Schläger,
olympische Medaillen).
Weiterfahrt
nach Bayamo, der Provinzhauptstadt von Granma. In der Hitze des Mittags kleine
Stadtführung und Mittagspause im besten Hotel am Platz.
Es gibt kurz
Internet. Allerdings nur für iPhones. Die Samsung/Android-Fraktion hat große
Schwierigkeiten. Ich meine, die haben alle, aber mit den iPhones klappt es
irgendwann und nur für kurze Zeit. Mit den Samsung keine Chance. Ich bin
ratlos.
Anschließend
fahren wir mit dem Bus bis in den späten Nachmittag hinein bis Camagüey. Dort
stehen Bici-Taxis für uns bereit --> Fahrrad-Taxis.
Es weht eine
leichte Brise, das Licht ist bereits "warm" und wir genießen die
kurze Rundfahrt mit Zwischenstopps an verschiedenen Plätzen. Sehr entspannt.
Am Abend
dann check-in unserem Casa Particular. Dieses Mal ist es eher ein Hostel mit
genau 7 Zimmern, also passend für die ganze Gruppe.
Und
Abendessen gibt es auch gleich dort, ebenso wie eine kleine Bar auf der
Dachterrasse mit Blick über Camagüey. Sehr schön.
Bei einem
Daiquirie Orange bzw. einem Pinha Collada lassen wir den Abend ausklingen. Ich
habe abgeschaltet, meine Finger sind schon ziemlich gut verheilt. Ist das auch
Cuba real? Ich denke schon. Trotz großer Probleme wirken alle Kubaner
unglaublich entspannt. Das kann täuschen, aber es wirkt so.
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